Mittwoch, 30. Oktober 2013

Na also

Na also, es geht doch. In vielen aktuellen Texten wird immer noch von der guten Zeit auf dem Dorfe geträumt. Auch bei manchen wissenschaftlichen Arbeiten habe ich den Eindruck, dass dieser Traum besteht. Da tut es richtig gut, solche Texte zu lesen:
„In den Augen asphaltmüder Intellektueller vor dem Ersten Weltkrieg erschien das Dorf nicht selten als glückliche Gegenwelt zum nervösen Großstadtgetriebe, als Refugium einer harmonischen, konfliktfreien Gemeinschaft, in der noch die alten Werte gepflegt werden.“ 

Und dann:

„Das waren Projektionen, die mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hatten.“

Schön geschrieben. Gefunden bei:

Ullrich, Volker: Die nervöse Grossmacht : Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs 1871-1918 ; mit e. aktuellen Nachwort: Neue Forschungen zum Kaiserreich, Frankfurt am Main 2007 (Fischer-Taschenbuch ; 17240), Kapitel „Bauern und Landarbeiter“ (ich lese es bei Kindle und da fehlen wieder mal die Seiten; wenn Google Books richtig liegt, sollte es S. 305 sein)  

Montag, 14. Oktober 2013

Wie schreibe ich eine Dorfgeschichte? Fragen

Wie schreibe ich eine vergleichende Dorfgeschichte? Diese Frage habe ich mir in der letzten Zeit öfter gestellt. Der Weg, kurze Skizzen einzelner Dörfer, in denen ich gearbeitet und gelebt habe, zu denen also mehr als nur eine wissenschaftliche Beziehung besteht, zu schreiben, kann eigentlich nur so etwas wie eine Vorstudie sein, denn zu einem tieferen Verständnis unterschiedlicher Entwicklungen müssten noch andere Zugänge gewählt werden, etwa vergleichende, was die Siedlungslagen und -entwicklungen betrifft, soziostrukturelle, kulturelle. Wichtig wären Untersuchungen zu den Bewegungen der Bevölkerung. Wie hoch war der Austausch, woher kamen die Menschen, die in den jeweiligen Dörfern lebten, wohin gingen sie und vieles mehr. Gerade dieser letzte Punkt wurde in Dorfstudien nur selten behandelt, dabei zeigen die allein für Krainhagen vorliegenden Zahlen, dass der Migrationsanteil nicht unerheblich war. Vergessen werden für die Zeit ab 1850 dabei gern die jungen Frauen, die als Haushaltshilfen gern in die Städte abwanderten. Im Rahmen unseres Projektes zu den Kriegstoten wird ebenfalls deutlich, wie viele Dorfbewohner (ich habe die Zahlen einmal für Krainhagen ausgewertet) aus Nachbarorten oder sogar weit weg liegenden Orten kamen.

Und dann noch die Bilder. Aber wie zeigt man ein Dorf auf Bildern "richtig"? Was wäre die jeweilige Essenz? Was sollen die Bilder zeigen? Wie können sie die Vorstellungen und Erwartungen der Betrachter "brechen"? Wie erreichen wir ehrliche Bilder vom Dorf, nicht solche, die analog zu den schönen Fachwerkhäusern in Städten, das Vorzeigbare zeigen? Wie soll der Blick hinter die Kulissen aussehen? Ich bin mir da noch sehr unsicher.